Eine Zusammenstellung von Ideen und Anregungen verschiedenster Lehrer/- innen
Ritual | Zielgruppe | Inhaltliche Gestaltung | Materialien | Anmerkungen |
Kerze entzünden | Alle Altersstufen | Bewusstes entzünden einer Kerze zum Gedenken oder das Entzünden vieler Kerzen, als Hoffnungslichter. |
Teelichte oder eine große Kerze, feuerfeste Unterlage | Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig,dass eine Kerze sichtbar entzündet wird und längere Zeit brennt. Daher sollte ein Ort gewählt werden, wo dies möglich ist. |
Taizegesänge | Jugendliche, Erwachsene | Das Singen eines, verschiedener Taizegesänge schafft Gemeinschaft, Ruhe, Geborgenheit Vor allem geeignet sind folgende Lieder: "Bei Gott bin ich geborgen, still wie ein Kind" "Mein Hoffnung und meine Freude," "Nada te turbe" "Im Dunkel unsrer Nacht" |
Lieder ggf. CD mit Taizegesängen - instrumental |
Diese Lieder sollten, falls möglich, schon in Zeiten ohne Krisen erlernt werden, damit sie, genau wie vertraute Gebete, ein Anker sein können, an dem man sich nur noch festmachen muss, Ein solcher Gesang kann auch Bei einer Trauerfeier eine guteMöglichkeit sein, die Teilnehmer/- innen etwas zu beruhigen. |
Buch | Alle Altersstufen | Ein "Kondolenzbuch" ermöglicht es Trauernden auf ihre ganz persönliche Weise Abschied zu nehmen. Dies ist vor allem bei einem plötzlichen Todesfall wichtig. Das Ausdrücken der unterschiedlichsten Gefühle erleichtert es, mit der Situation umzugehen. Kleineren Kindern sollte die Gelegenheit gegeben werden, ihre Gefühle in Bildern auszudrücken. |
Ein leeres Buch, Format DIN A4, Stifte |
Das Buch sollte an einem gut zugänglichen, aber auch geschützten Platz, z. B. mit einer Kerze und Blumen, sowie dem Bild des/der Verstorbenen ausliegen. Es kann im Anschluss den Hinterbliebenen überreicht werden. |
Platz im Klassenzimmer gestalten | Alle Altersstufen | Der Platz des/der Verstorbenen in der Schule ist in den ersten Tagen ein sehr wichtiger Ort, der z. B. mit einem Foto, Blumen, Kerzen, Texten, gestaltet werden kann. | Foto, Kerze, Blumen | Wichtig! Den Platz nicht gleich wieder vergeben durch Umsetzen der Sch oder anderweitige Nutzung. Bewusst nach einiger Zeit den Platz aber auch abräumen (Sch selber machen lassen) und z. B. die gesamte Sitzordnung in der Klasse verändern. |
Erinnerungswand | Alle Altersstufen | Auf einer großen Wand, die mit Papier überzogen ist, ist die Möglichkeit Gedanken und Gefühle in Wort und Bild auszudrücken. Wichtig ist, dass man hier den Raum auch für Gefühle wie Wut, Aggression, etc. öffnet. (Frage nach Zensur?) | Große Papierbögen, ggf. Stellwand Stifte |
Ein guter Ort kann eine Aula sein. Wichtig: zeitlich begrenzen, damit es nicht nach einiger Zeit für "Schmierereien“ genutzt wird. |
Briefe schreiben | Alle Altersstufen | Diese Form kann gerade kurz nach dem Tod und vor der Beerdigung eine Hilfe sein, um Abschied zu nehmen. Die Kinder und Jugendlichen schreiben einen Brief an den Verstorbenen, können ihn ggf. verzieren, gestalten und legen ihn bei der Beerdigung zum bzw. in das Grab. | Papier, Stifte, Briefkuvert |
Braucht Zeit und muss unbedingt freiwil1ig sein. Wichtig ist es, dass die Briefe wirklich ins Grab gelegt werden.
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Blumen pflanzen | Alle Altersstufen, bes. GS U. 5./6. Klasse |
In einer Schale, im Schulgarten, etc. dürfen die Kinder nach einiger Zeit Blumenzwiebeln, Sonnenblumenkerne, etc. anpflanzen. Damit verbunden sein kann ein Gespräch über die Hoffnung auf Auferstehung. | Erde, Samen | Wichtig hierbei ist das aktive Tun und die starke "Hoffnungssymbolik". Dieses Ritual ist sicher erst nach einigen Wochen sinnvoll. Zu früh gestaltet, unterdrückt es Gefühle der Wut, Angst, etc. |
Lebenskerze | Alle Altersstufen | Gemeinsam eine Lebenskerze gestalten, mit Symbolen, die den Verstorbenen in seiner Beziehung zur Klasse/Schule ausgemacht haben. Diese Kerze wird an besonderen Tagen (Schulanfang, -schluss, Schulfest, vor einem Ausflug, am Geburtstag des Verstorbenen, etc.) entzündet und soll zeigen, dass der Verstorbene in der Erinnerung weiter lebt. Zugleich werden so freudige Erlebnisse im Leben bewusst gemacht. |
Kerze, Wachs | Man sollte dieses Ritual gut einführen, um so bei den Kindern/Jugendlichen eine Sensibilität zu wecken, wann es gut ist und passend, diese Kerze anzuzünden. |
Herzenswünsche | Wenn bei Kindern ein Elternteil, Geschwisterkind verstorben ist. | Mit dem Symbol Herz wird zunächst erarbeitet, dass das betroffene Kind sehr traurig ist und diese Trauer vor allem in seinem Herzen spürt. Die Kinder sollen dann jeder für sich überlegen, was sie dem Kind wünschen möchten in dieser Situation. Diese Wünsche werden auf Papier/Moosgummi - Herzen geschrieben. Aus den kleinen Herzen kann dann ein großes Herz auf Plakat geklebt werden, um es dem Kind zu schenken oder beim Wiederbesuch der Schule an den Platz zu legen. |
Herzen aus Papier / Moosgummi |
Grundsätzlich ist es gut, bei Erstellen der Texte begleitend zur Seite zu stehen und ggf. den ein oder anderen Wunsch zu "korrigieren". |
Bilderbücher lesen | Kinder in der GS | Es gibt zahlreiche gute Bilderbücher zum Thema Tod, Trauer, Abschied. | Mit Bilderbüchern kann man sowohl in akuten Situationen Emotionen auffangen als auch im Vorfeld das Thema "abschiedlich leben" in den Blick nehmen. Dies erscheint vor allem im Blick auf den Tod von Großeltern sinnvoll, weil dies oft die ersten Erfahrung mit dem Tod bei Kindern im Grundschulalter darstellt. |
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Kreuz aus Scherben | Jugendliche | Im Symbol des Kreuzes finden sich beide Seite, Tod und Auferstehung wieder. Gerade kurz nach einem Todesfall kann die Gestaltung eines Kreuzes, z. B. aus Gips gegossen und mit Tonscherben gestaltet, eine gute Form sein, die Trauer auszudrücken. Dieses Symbol kann nach einiger Zeit, wenn spürbar ist, das die Jugendlichen in der Verarbeitung der Trauer weitere Schritte gegangen sind, durch die Weitergestaltung, z. B. mit Edelsteinen, Blumen, etc. wieder aufgegriffen werden. |
Tonscherben, Gips | Dies kann als Einzelarbeit, in Gruppen oder als ganze Klasse geschehen, ist aber auch eine Form für Gruppen an der Schule, in denen die/der Verstorbenen engagiert war, z. B. Schülerzeitung. Das Kreuz kann dann bei einem Gottesdienst auf den Altar gelegt werden. |
Steine gestalten | Jugendliche | Steine sind durch ihre Vielgestaltigkeit ein gutes Symbol, um die vielfältigen Gefühle beim Tod eines Menschen auszudrücken. So können Steine mit Wörtern gestaltet werden, die die eigenen Gefühle ausdrücken. Dieses Element kann vor allem nach einiger Zeit, verbunden mit einem Besuch um Grab helfen, den Trauerweg einen Schritt weiterzugehen. |
Steine, wasserfeste Stifte | Wenn die Steine ans Grab gelegt werden, ist es gut, dies im Vorfeld mit den Angehörigen abzuklären, damit diese das nicht als einen Eingriff in den für sie ganz "intimen und persönlichen" Ort empfinden. |
Klagemauer | Alle Alterstufen; bei allgemein (politischen) Ereignissen wie Krieg, Terror, Gewalttaten, Naturkatastrophen |
Hier findet jeder, nach Vorbild der jüdischen Klagemauer, seinen Platz, um seiner Klage Ausdruck zu verleihen. Die Kinder/Jugendlichen schreiben entweder ihre Gedanken auf die "Steine" oder Ausschnitte aus Klagepsalmen, die sie besonders ansprechen. |
Schuhkartons oder Plakate, freie Fläche |
Dieser Ort sollte ebenfalls wieder einige Zeit zur Verfügung stehen (verschied. Bedürfnisse und Phasen der Betroffenen), sollte dann aber auch bewusst abgebaut werden und z. B. durch ein Hoffnungssymbol ersetzt werden, z. B. Sonnenblumen |
Klagepsalmen schreiben | Ab 3. Klasse | Die Klagepsalmen sind in ihrer Aussagen und ihrer Sprache ein gutes "Modell", um selbst in dieser Form die eigene Hilflosigkeit im Angesicht des Todes auszudrücken. Verschiedene Klagepsalmen können hier als Vorbild genommen werden und Anlass zum eigenen Schreiben sein. | Papier, Stifte Klagepsalmen |
Dies kann gut im Unterricht geschehen und einzelne Texte können in den ersten Tagen nach dem Tod z. B. am Morgen vorgelesen werden. (freiwillig) |
Lebensfest | Kinder in der Grundschule |
Diese Idee aus dem Förderschulbereich macht deutlich, dass der Tod eines Menschen in uns nicht nur Trauer und Angst sondern auch Dankbarkeit fur das eigenen Leben wecken kann. In einem Fest machen wir uns bewusst, dass wir leben und danken für alles, auch für die Zeit, |
Elemente können sein:
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Diese Form muss gut überlegt und gut zeitlich gewählt sein. Außerdem ist zu bedenken, ob die Hinterbliebenen eingeladen werden. An Schularten, in denen es häufiger Todesfälle gibt, aufgrund der Erkrankung der Kinder und Jugendlichen, könnte dies einen festen Platz im Jahreslauf haben und seine Verankerung um Allerseelen herum finden. |
Gang zu Friedhof | Alle Altersstufen |
Je nach Alter der betroffenen Schüler/-innen und Schüler erscheint es sinnvoll, wenn z. B. eine Klasse an der Beerdigung teilnimmt, vorher auf den Friedhof zu gehen, den Ablauf der Beerdigung und die damit verbunden Rituale, etc. zu erklären. Dies kann aber auch ohne konkreten Anlasse im RU geschehen. |
Der Gang zum Friedhof sollte, falls möglich, im Rahmen des RU irgendwann ohne konkreten Anlass seinen Platz haben. Ebenso die vielfältigen Fragen zum Sterben, zur Beerdigung, etc .. Auch dies ist wieder ein Grundbaustein zum "abschiedlich leben" |
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Wutkasten | Jugendliche |
In einem Holzkasten können die Jugendlichen Zettel, auf denen sie ihre Wut ausgedrückt haben, hineinlegen. Die Zettel werden nach einiger Zeit verbrannt und die Asche wird zusammen mit Erde Grundlage, um z. B. eine Baum zu pflanzen.
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Holzkasten mit Schlitz, Zettel |
Ein Angebot neben dem Trauerbuch und Kerzen, dass ebenfalls über einen längeren Zeitraum da sein sollte |
Baum | GS, 5/6 Klasse | Die Kinder dürfen auf Papier in Blattform schreiben, was sie dem Verstorbenen noch mitteilen, sagen, mitgeben möchten. Diese Blätter werden an einen kahlen Baum (als Symbol für den Tod) gehängt. So wird deutlich, "unsere Wünsche und Gedanken" begleiten dich über den Tod hinaus". |
Baum Papier in Blattform, Stifte |
Kann z. B. in einen schulischen Gedenkgottesdienst eingebaut werden. Idee ist von Kolleg/- innen, die dieses Ritual beim Tod eines Lehrers für Kinder der OS angeboten haben. |
Wüste gestalten (Weiterentwickelt aus |
Alle Altersstufen | Mit einigem Abstand zu einem Todesfall und wenn die Betroffenen in ihrer Trauer scheinbar immer wieder auf der Stelle treten, ist das Bild der Wüste ein gutes Symbol. Mit Tüchern, Sand und Steinen kann so eine Wüste gelegt werden. Sie symbolisiert die Gefühle der Trauer, der Einsamkeit, etc. In die Wüste wird eine/mehrere Rosen von Jericho gelegt. Sie ist Symbol dafür, dass auch in der Wüste, in Zeiten der Ausweglosigkeit Leben wachsen kann, wenn Regen fällt. Dann wird die Rose mit Wasser begossen und man kann beobachten, wie sie aufgeht. Auf Regentropfen können die Sch schreiben, was sie Leben lässt,ihnen gut tut. |
Tücher Passen dazu ist das Lied: |
Dieses Ritual ist besonders für eine Klasse geeignet, die vom Tod einer /eines Klassenkameraden sehr betroffen ist. Die Worte auf den Tropfen Ein anderer Ansatzpunkt wäre dies Ritual als starker Gegenpol und als bejahendes Element nach einem Suizid eines Sch. |
Mit Musik, Film und Texten arbeiten |
Jugendliche | Gerade über und in Literatur, Film und Musik finden sich Jugendliche wieder. Es gibt hier viele Texte und Musik, die auf sehr sensible und persönliche Weise das Thema "Tod" aufgreifen und zum Gespräch anregen. | Filmberatung in der Medienzentrale | Auch hier kann unter dem Stichwort "abschiedlich leben" vor akuten Situationen schon eine gewissen Präventionsarbeit geleistet werden, wenn das Thema "Tod" so angstfrei behandelt wird. |
Nach der Beerdigung eine Begegnung in der Schule gestalten. |
Alle Altersstufen | Auf der Tradition des "Leichenschmauses", der nach der Beerdigung Begegnung, Gespräch und Austausch von Erinnerungen ermöglicht, basiert diese Idee. In der Schule können alle, die noch das Bedürfnis Haben, miteinander zu sprechen, etc. zusammenkommen und bei Tee u. Gebäck beisammen sein. | Hier ist es wichtig, den Rahmen deutlich zu klären und sich bewusst zu sein, dass gerade Kinder sich aus massiven Trauersituationen immer wieder "ausklinken" und ein hohes Bedürfnis nach Spiel, Bewegung, etc. haben. Daher sollte man überlegen, ob man es aushält, wenn sich in einem solchen Rahmen auch Heiterkeit und Aktion entwickelt oder ob man wirklich eher Ruhe und ruhiges Gespräch will. | |
Gestaltungselement nach Suizid |
Jugendliche | Es wird immer wieder davor gewarnt, dass ein Suizid bei Jugendlichen "Nachahmungstäter" hervorrufen kann. Eine Gedenkfeier sollte daher so gestaltet sein, dass sie auf der einen Seite dem Gedenken an den Verstorbenen Raum gibt, andererseits dies aber nicht so hervorhebt, dass es bei Jugendlichen den Gedanken hervorruft, "diese Aufmerksamkeit will ich auch". Hier ist große Sensibilität gefragt. Ein schönes Ritual, um deutlich zu machen, dass es sich lohnt zu leben und das Leben bewusst wahrzunehmen ist es, die Aufmerksamkeit auf die vielen positiven Kleinigkeiten des Lebens zu lenken. Unter dem Titel ,,100 Gründe warum es sich diese Woche lohnt zu leben“ gab es eine Zeit lang in der SZ-Jugendbeilage eine eigene Rubrik. Diesen Gedanken kann man aufgreifen und solche positiven Aspekte des Lebens auf eine Wand oder auf Luftballons schreiben, um so deutlich zu machen, was die Tiere einander bei den Bremer Stadtmusikanten sagen" etwas Besseres als den Tod findest zu immer". |
Papier, Stifte | Wichtig bei diesem Angebot ist, dass nicht der Eindruck vermittelt wird, dass der Suizid verurteilt wird. Vielmehr geht es darum, lebensbejahende Elemente hervorzuheben, um zu ermutigen. |